Biber im Itziker Ried, wie weiter? Update vom 16.1.2023

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Grüningen unter Wasser

Bist Du in letzter Zeit mal bei einem Ausflug am Itziker Riet vorbei- und aus dem Staunen kaum mehr herausgekommen? Hast Du dich gewundert, seit wann Grüningen Seeanstoss hat? Seit einiger Zeit stehen nämlich grosse Teile des Itziker Riets (zwischen dem Brugglen Riet und dem Giessenweiher in Itzikon gelegen) regelrecht unter Wasser.

Verantwortlich hierfür zeichnet ein eifriger Baumeister – der Biber. Dank ihm ist im Itziker Riet ein beeindruckender See entstanden. Nachdem der Biber Mitte letzten Jahres erstmals in Grüningen gesichtet wurde, ist er vom Töbeliweiher den Aabach hochgewandert und hat dort verschiedene Dämme errichtet. Mit einem imposanten Bauwerk an strategisch und baulich guter Lage hat er sich nun einen neuen Lebensraum erschaffen. Aber nicht nur der Biber auch viele andere Tiere halten im neu erstandenen Ökosystem Einzug. So hat es viele Wasservögel angezogen, sogar Fische wurden im Riet-«See» schon gesichtet.

Wie vieles hat auch dieses Naturspektakel eine Kehrseite. So gehen wohl viele wertvolle Pflanzenarten wie seltene Orchideen, die vor der Flutung im Ried beheimatet waren, verloren. Sie werden nicht überdauern, wenn sie permanent nasse Füsse haben. Die vorhandenen schützenswerten Lebensräume wie Kleinseggenrieder oder Pfeifengraswiesen werden im Einflussbereich des überstauten Bereichs so verschwinden. Auch die Fauna wird sich dadurch wandeln, diverse Schmetterlings- und Heuschreckenarten verlieren so ihren Lebensraum. Zudem können die Bauern das Land und Riet kaum mehr bewirtschaften…

Soll man eingreifen und versuchen, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen? Lässt man den Biber walten und nimmt eine Veränderung der Landschaft wie auch Fauna und Flora in Kauf?

Zurzeit sind verschiedene zuständige Behörden und Fachstellen im Austausch und erwägen mögliche Massnahmen. Dabei müssen viele Faktoren berücksichtigt werden: Zum einen handelt es sich beim Biber um eine geschützte Wildart, sowohl er wie auch seine Bauten sind geschützt. Der im Aabach ansässige Steinkrebs figuriert auf der roten Liste und darf nicht durch zu schnelles Ablassen des Wassers gefährdet werden. Zudem gilt der Aabach als Forellenlaichgebiet und dann ist auch noch der Moorschutz gebührend zu berücksichtigen. Das Itziker Ried ist ein Flachmoor von nationaler Bedeutung. Das Ried selbst, die darin enthaltenen Lebensräume und verschiedene Tier- und Pflanzenarten sind geschützt und durch die Überstauung direkt gefährdet.

Wir sind und bleiben gespannt, wie es weitergeht und sich die Situation im Itziker Riet entwickeln wird. Ob gezielte Massnahmen getroffen werden können, die ein Nebeneinander von Biber und einem vielfältigen Flachmoor ermöglichen? Aus Sicht des Naturschutzes soll der Biber in der Region bleiben dürfen. Mit angepassten Massnahmen soll aber das Flachmoor durch die Aktivitäten des Bibers möglichst wenig beeinträchtigt werden, sodass Lebensräume wie Pfeifengraswiesen und Kleinseggenrieder erhalten bleiben und das Ried auch weiterhin bewirtschaftet werden kann.

Wir halten Euch auf dem Laufenden und bis dahin geniessen wir bei einem Spaziergang die Faszination vom neuen Grüninger Gewässer.

Update vom 16. Januar 2023

Die Fachstelle Naturschutz und die Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons haben intensiv nach Lösungen gesucht, die sowohl die Anwesenheit des Bibers, einer national geschützten Art, ermöglicht aber auch die obengenannten Probleme entschärfen könnte. Das Ziel ist nun, den Wasserspiegel beim Hauptdamm mit Hilfe einer Drainage am Damm soweit zu senken, dass ein Überstauen der benachbarten Flächen nicht mehr vorkommt. Dabei wird das Wasser langsam und geregelt über die Drainage entfernt.
Sollte dies nicht ausreichen, um einen Überstau zu verhindern, wird der Damm entfernt werden und der Biber daran gehindert werden müssen einen neuen Damm an ungewünschten und ungünstigen Stellen zu erstellen. Ein neuer Damm würde weiter bachaufwärts, vor der Einmündung des Entwässerungsgrabens des Rieds, toleriert. Damit ist gewährleistet, dass das Wasser im Ried ablaufen kann, bevor es zu einem Überstau des Rieds und des Weges kommt. Ob der Biber überzeugt werden kann, sich an diesem Standort für einen Biberdamm zu begeistern, wird sich zeigen.
 
Die Arbeiten werden von der Fachstelle Naturschutz koordiniert umgesetzt und von der Biberfachstelle beratend unterstützt. 

Das Einsetzten eines Abflussrohrs ist im Dezember erfolgt und die Auswirkungen sind ersichtlich.

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