Gedanken zur Biodiversitäts-Initiative

Biodiversität ist das Jahresthema des Naturschutzvereins Grüningen, dazu einige Gedanken von unserem Mitglied Peter Notter zur Abstimmung:

Am 22. September stimmen wir über die Initiative «für die Zukunft unserer Natur und Landwirtschaft» ab. Eigentlich eine klare Sache für Menschen mit einem aktiven Bezug zur Natur: Dass immer mehr Land-Flächen ‘bewirtschaftet’ werden oder eben unnatürlich genutzt werden, sieht man vor allem auf dem Land. Da finden wir einerseits Monokultur-Äcker, in denen mit ‘Pflanzenschutzmitteln’ jedes unwillkommene Leben abgetötet wird und andererseits private Gärten, in denen ‘gepflegte’ Rasenflächen von fremdländischen Blütenpflanzen, Bäumen und Hecken umrahmt sind. Kein Wunder, hat man kürzlich herausgefunden, dass es den Honigbienen in städtischer Umgebung besser geht als auf dem Land. 

Zur Begriffsklärung: ‘Diversität’ beschreibt ein Konzept, auf vielfältige Weise auf Veränderungen und Krisen vorbereitet zu sein, sei es im Beruf, an der Börse, bei der Ernährung und eben in der Natur.

Befremdlich finde ich, dass die wirtschaftsnahen Parteien sowie der Bauernverband diese Initiative bekämpfen und traurigerweise mit völlig falschen Argumenten Angst verbreiten. Gerade die Bauern sind vital darauf angewiesen, dass ihre Nutzpflanzen von möglichst vielen verschiedenen Tierarten bestäubt werden, dass ein Netz von ‘Nützlingen’ eine ungiftige Schädlingsbekämpfung möglich machen und dass Millionen von Klein- und Kleinstlebewesen den Ackerboden düngen und belüften. Und zum Glück gibt es viele Bauern, die das wissen und teilweise Biodiversitätsflächen ausscheiden! Wer die sehr allgemein gehaltene Initiative als ‘extrem’ bezeichnet und mit Prozenten argumentiert, die nirgends festgeschrieben sind, läuft Gefahr, dass man selbst als erster die Folgen zu spüren bekommt als Quittung für eine kurzfristige Gewinnorientierung weit weg von einem nachhaltigen Umgang mit unserer Lebensgrundlage.

Die Faktenlage ist ja eigentlich einfach:

  • Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz ist gefährdet oder bereits ausgestorben.
  • Die Hälfte der natürlichen Lebensräume ist heute bedroht.
  • Wertvolle Landschaften und Ortsbilder werden laufend zurückgedrängt oder zerstört.

 Da genügt es offensichtlich nicht, was bisher getan oder eher nicht getan wurde. Helfen wir mit, dass die Initiative den Weg in die richtige Richtung ebnet. So übernehmen wir Verantwortung dafür, dass auch für unsere Kinder und Enkel eine intakte Natur als Lebensgrundlage erhalten bleibt, die nicht einfach aus Gier und Profitdenken zerstört wurde. Wie beim Klimawandel sind die aktuell anfallenden Kosten um ein Vielfaches tiefer als die späteren Folgekosten…

Wie nie zuvor erhält ein alter Spruch eine neue Aktualität: Die Gegner sägen am Ast, auf dem wir alle sitzen! Das gilt es zu verhindern!

Deshalb am 22. 9.: ein überzeugtes JA zur Biodiversität, solange es sie noch gibt!

13.8. 24 Peter Notter, Biologe und Umweltfachmann

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